Heute sind wir seit genau 180 Tagen unterwegs. Uns bleiben noch rund 100 Tage - auf Reisen rast die Zeit (leider) fast wie zu Hause. Die Tage fliegen vorbei und zwischendurch fragt man sich, was man eigentlich gemacht hat (zum Glück führen wir alle ein Tagebuch und können allfällige Gedächtnislücken immer schnell stopfen).
Das Langzeitreisen unterscheidet sich vor allem darin vom Leben zu Hause, als dass man selbst- und weniger fremdbestimmt durchs Leben geht. Reisen mit Ferien zu vergleichen, wäre aber ein Trugschluss, denn viele Arbeiten und Pflichten bleiben dieselben wie zu Hause: Einkaufen (ohne Markenkenntnisse), kochen (mit Gas), waschen (manchmal ohne Waschmaschine), abwaschen (ohne Maschine), Rechnungen zahlen (ohne Papier), Schule (ohne Lehrer), oft auf-, ab- und umräumen, etwas organisieren wie zum Beispiel unsere Liegematten für das Zelt - was auch eine spezielle Geschichte war:
Wir kauften in der Schweiz zwei leichte, aufblasbare High-Tech-Liegematten. Nachdem wir sie etwa zwanzig Mal gebraucht hatten, knallte es plötzlich in der Nacht unter uns. Was war
geschehen? Der Schaumstoff in der Liegematte löste sich mit einem explosionsartigen Geräusch und zwei Luftkammern vereinten sich (siehe Foto - Anfangsstadium, es wurde noch viel schlimmer).
Die Vereinigung ging in der folgenden Nacht weiter was zur Folge hatte, dass die Matten unbrauchbar wurden - und zwar BEIDE Matten!
Nach Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer in der Schweiz und vergeblichen Versuchen die Matten in Schweden zu tauschen, einigten wir uns darauf, dass wir in vorort neue Liegematten kaufen könnten
und das Geld für die alten Matten zurückerhalten würden. Also ab in einen Outdoor-Laden (was wir sowieso gerne machen) und neue Matten kaufen - natürlich von einem anderen Hersteller - zwar
wieder mit Luftkammern, aber mit einem anderen Prinzip. Wir liessen uns den Gebrauch genau erklären, damit wir ja nichts falsch machen würden (was wir übrigens auch beim ersten Mal nicht taten).
Alles wunderbar. Nach ein paar Nächten auf den neuen Matten - plötzlich wieder ein lauter Knall und bald darauf ein Zweiter! Das kann nicht sein, unmöglich! Wieder dasselbe Bild. Die Nähte
im Innern lösten sich und die Kammern wurden zu grossen Wurst-Kissen. Wiederum waren BEIDE Matten betroffen.
Selbstzweifel überkommen uns. Haben wir soviel an Gewicht zugelegt, dass alle Matten unter uns explodieren? Da musste ich Dr. Google fragen. Zu unserer Erleichterung handelte es sich dabei um ein nicht ganz unbekanntes Problem, das von den Verkäufern natürlich verschwiegen wird. Wieder mal in einen Outdoorladen, diesmal mit Schützenhilfe von Gerda’s Firmgotte und ihrem Mann, die in Schweden leben und bei denen wir zu Besuch waren. Die Verkäuferin meinte lapidar, sie müsse die defekten Matten zuerst einschicken, bevor sie ersetzt oder repariert werden könnten. Das dauere so ca. 3 - 4 Wochen. Toll - und worauf sollen wir schlafen, ganz abgesehen davon, dass wir diese Wartezeit nicht hatten? Wie immer gilt auch in Schweden: Hartnäckig bleiben, argumentieren, Hundeblick aufsetzten. Nach einigen Diskussionen und Telefonanrufen konnten wir wieder einmal eine neue Schlafunterlage aussuchen. Diese Matten (diesmal ohne Luftkammern) halten bis dato unseren Schlafgewohnheiten stand.
Zurück zum Reisen - 7 Tage und 24 Stunden am Tag auf teilweise engem Raum zusammen zu leben, birgt auch ein gewisses Konfliktpotenzial, doch bisher ist es uns recht gut gelungen, es zu meistern. Konflikte gibt es wie zu Hause auch. Dafür lernt man einander dadurch noch besser kennen und schätzen.
Wir freuen uns auf die nächsten 100 Tage!
Tills nästa gång
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